Sehr geehrte Frau Anders
Grundsätzlich ist es so, dass Früchte nicht dazu bestimmt sind Humus zu werden sondern von irgendeiner oder mehreren Lebensformen verspeist zu werden und dabei die in den Früchten eingeschlossenen Samen zu verbreiten. Wenn Äpfel gesunde oder verdorbene, um bei diesem Beispiel zu bleiben, einfach in einem Behälter deponiert werden, dann lehrt die Erfahrung, dass die Früchte auch ein Jahr später ihre Form beibehalten haben: Sie sind zu unansehnlichen, schwarzen Kugeln geworden und es entstand daraus kein Gramm Humus. Betrachtet man aber, wie im vorliegenden Fall, die (verdorbenen) Früchte einfach als organische Substanz, lässt sich diese selbstverständlich kompostieren. Falls die Kompostierung sachgerecht durchgeführt wird, ist es prinzipiell nicht von Bedeutung, ob die zu kompostierenden, organischen Reststoffe im landläufigen Sinn gesund oder krank sind.
Die lebendige Natur hat eine enorme Regenerations- und Selbstheilungskraft, d. h. die lebenserhaltenden und -fördernden Kräfte sind weitaus stärker als die Gegenspieler. So sorgen die nützlichen Mikroorganismen, die wir beim sachgerechten Kompostieren regelrecht züchten dafür, dass praktisch keine Krankheitserreger Überlebenschancen haben; es findet eine Hygienisierung statt.
Wichtig dabei ist, dass die Verrottung (Abbau, Umbau, Aufbau) unter dauerndem Zutritt von Luft (Sauerstoff) und bei ausreichender Feuchtigkeit des Rottematerials ablaufen kann. Daher die Regeln "zerkleinern - mischen - feucht halten und immer zudecken". In der Praxis geht das so, dass man, um bei Ihrem Problem zu bleiben, die verdorbenen Äpfel portionenweise in einem soliden Eimer oder in einer Kiste mit einem Spaten zu Mus zerstampft, dieses Mus dann mit einer ca. gleichgrossen Portion Strukturmaterial (Häckselgut von Baum und Strauch) innig vermischt und diese Mischung einer regulären Kompostierung zuführt. Da diese nährstoffreiche Mischung nun sehr rasch der erwünschten Verrottung unterliegt, kann der Vorgang etwa wöchentlich wiederholt werden, bis alles Fallobst verwertet ist. Wichtig ist, dass die neue Charge an Rottematerial, die durchaus auch gut zerkleinerte organische Reststoffe aus Haushalt, Küche und Garten enthalten darf, nach zwei, drei Tagen mit der Gabel gut aufgelockert wird (Material durch die Gabel schütteln), um den unbedingt nötigen Luftzutritt zu gewährleisten. Dabei erhält man gleichzeitig Auskunft über die Feuchtigkeit des Rottekörpers und kann bei Bedarf korrigieren. Der Rottekörper muss immer so feucht sein wie ein ausgedrückter Schwamm. Das "Apfelmus" bringt sehr viel Feuchtigkeit mit, so dass wahrscheinlich nur mit sehr wenig Wasser nachgeholfen werden muss. Man wird feststellen, dass das Rottematerial sich namhaft erhitzt (bis 50 °C oder mehr). Diese Erhitzung führt zusammen mit der hohen biologischen Aktivität der nützlichen Mikroorganismen (Bakterien und Pilze) zur erwähnten Hygienisierung; die Erreger der Monilia z. B. werden unter diesen Umständen nicht überleben.
Ihren ungenutzten Thermokomposter können Sie selbstverständlich für die Apfelkompostierung verwenden; ihn aber nur als Depot für das Fallobst zu "missbrauchen" geht aus den geschilderten Gründen nicht.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Ratschlägen und Betrachtungen ein wenig weiter geholfen zu haben.
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