Guten Tag
Sie bringen mich mit Ihrer Frage vor eine schwierige Entscheidung.
Was die Kompostierung von Prunus serotina betrifft, habe ich keine Bedenken, falls diese sachgerecht durchgeführt wird (zerkleinern - mischen - feucht halten und immer zudecken). Ein solcher Kompost ist ja eine wahre Brutstätte für nützliche Mikroorganismen (Bakterien, Pilze), die durch Ausscheiden entsprechender Enzyme die Giftwirkung aller in der Natur vorkommenden Pflanzengifte neutralisieren können. Wie leben ja schliesslich auf einem bewohnbaren Planeten, wo sich die Lebewesen nicht in einem ständigen "Giftkrieg" befinden. Am Ende muss also dafür gesorgt sein, dass sich eine Lebensform, die aeroben (sauerstoffzehrenden) Mikroben, darum kümmert, die Giftstoffe in unbedenkliche Bestandteile zu zerlegen. Ich habe beim Kompostieren des mit Prunus s. verwandten gehäckselten oder geschredderten, ebenfalls giftigen Kirschlorbeers (Prunus laurocerasus) niemals festgestellt, dass die Verrottung irgendwie behindert wurde, oder dass die Kleintierfauna im Kompost sichtbaren Schaden erlitten hätte. Den Kompost können Sie bedenkenlos im Garten verwenden; die gefürchtete Blausäure hat sich längst verflüchtigt. Sie geht auch in keiner Art und Weise in den Stoffwechsel von Pflanzen ein. Jede Pflanze muss das Gift, wenn sie denn solches enthält, selber herstellen und der Kürbis z.B. gehört ja keinesfalls dazu, wenn er sortenrein ist.
Nun ist es aber so, dass aus dem zunächst ungiftigen, in vielen Steinobstgewächsen (Prunidae), vor allem in den Samenkernen vorhandene Amygdalin, durch Zerfall oder enzymatische Prozesse Cyanwasserstoff = Blausäure frei wird, die für Tiere und Menschen als sehr giftig eingestuft wird. Wenn Ihr Komposthaufen also mit Echsen, Fröschen (eher Kröten?) und kleinen Schlangen (eher Blindschleichen?) besiedelt ist, kann ich Ihnen keinesfalls garantieren, dass die Blausäure bei ihnen keinen Schaden anrichtet. Ich habe bisher dazu einfach gar keine Erfahrungen sammeln können. Ich finde es übrigens nicht so toll, dass Ihr Komposthaufen diese Tiere beherbergt, die gehören vielmehr in den Totholzhaufen, der ja in keinem Biogarten fehlen sollte. Wenn Sie den Kompost ernten, vertreiben Sie ja die besagten Kleintiere ohnehin; im Totholzhaufen bleiben sie für immer unbehelligt.
Es tut mir leid, dass ich Sie ein wenig im Ungewissen lassen muss. Persönlich hätte ich keine Bedenken, Prunus serotina zu kompostieren. Aber Ihnen kann ich die Entscheidung leider nicht abnehmen.
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